aufräumen für das depot
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und viele Anlegerinnen fragen sich, wie sie ihre Portfolios für das neue Jahr optimieren können. Dabei sollten sie ein Phänomen beachten, das an den Finanzmärkten oft zu beobachten ist: Das Windowdressing. Besser als diese kurzfristige Kosmetik wäre eine steuerliche Optimierung des Depots zum Jahresende.
Windowdressing (deutsch: Bilanzkosmetik) ist eine Strategie, die von Investmentfondsmanagern und Portfoliomanagern meist am Quartals- oder Jahresende angewandt wird, um ihre Erfolgsbilanz zu verbessern. So verkaufen etwa Manager von Aktienfonds kurz vor dem Jahresende Aktien, die Verluste ausweisen und kaufen noch schnell Aktien ein, die im vergangenen Jahr einen hohen Wertzuwachs hatten. Diese Wertpapiere werden dann als Teil des Fondsportfolios ausgewiesen. Diese völlig legale Manipulation spiegelt den Anlegerinnen vor, dass der Fondsmanager ein hervorragender Stockpicker war, der nur auf die wirklich attraktiven Wertpapiere gesetzt hat.
Fondsmanager betreiben dieses Windowdressing, weil sie unter einem hohen Druck stehen, gute Ergebnisse zu liefern. Sie werden nicht nur von ihren eigenen Unternehmen, sondern auch von Finanzmagazinen, Anlegern und Rating-Agenturen beurteilt. Ein Austausch von Wertpapieren auf den letzten Metern kann die Gesamtperformance des Fonds im Berichtszeitraum noch verbessern, wenn die Wertentwicklung hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.
Diese Käufe können die Aktienkurse kurzfristig beeinflussen: Die Nachfrage nach den Gewinneraktien des Jahres steigt und die Nachfrage nach den Verliereraktien sinkt. In der Folge kann das zum Jahresende zu einer Über- oder Unterbewertung der betroffenen Aktien führen. Diese wird allerdings zumeist im neuen Jahr schnell wieder korrigiert. Windowdressing hat also eher eine psychologische als eine fundamentale Wirkung auf die Märkte.
Dennoch kann es durchaus sinnvoll sein, das Jahresende zu nutzen, um so eine Aufräumaktion im eigenen Depot durchzuführen. Da sich das Marktumfeld durch steigende Zinsen, die hohe Inflation, eine unsichere Geopolitik und Rezessionsgefahr in der letzten Zeit stark verändert geändert hat, dürften in einigen Depots Verlustbringer vorhanden sein. Diese gilt es spätestens zum Jahresende auszutauschen, wenn keine Besserung zu erwarten ist.
Besser als eine kurzfristige Depotkosmetik wäre allerdings die steuerliche Optimierung. Grundsätzlich werden die Verluste von Aktien und anderen Wertpapieren (etwa ETFs und andere Fonds, Dividenden und Zinsen) getrennt verrechnet. Zu diesem Zweck führt die Depotbank zwei getrennte Verlusttöpfe: einen für Aktien und einen für Sonstiges. Diesen Verlusttöpfen stehen zwei Steuertöpfe gegenüber, die ebenfalls in Aktien und Sonstiges aufgeteilt sind. Zunächst werden Verlust- und Steuertöpfe miteinander verrechnet. Dabei können Gewinne aus dem Gewinntopf Sonstiges ausschließlich mit Verlusten aus dem Verlusttopf Sonstiges verrechnet werden. Erträge aus Aktien können hingegen mit den Verlusten aus beiden Verlusttöpfen verrechnet werden. Verluste aus Aktienverkäufen können wiederum nur mit den Gewinnen aus dem Aktien-Topf verrechnet werden.
Am Ende wird der übrig bleibende Gewinn mit dem Sparerpauschbetrag verrechnet (1.000 Euro für Singles oder 2.000 Euro für Ehepaare). Die verbleibende Summe ist die Berechnungsgrundlage für die Kapitalertragsteuer, welche die Depotbank direkt an den Staat abgeführt.
Somit lässt sich da Windowsdressing nutzen, um das Depot um notorische Verlustbringer zu bereinigen und gleichzeitig über eine direkte Steuererstattung (durch Verrechnung der Töpfe) etwaige Verluste zu mindern.