Der meistfrequentierte Anlageberater ist YouTube. Vor allem junge Menschen suchen in der Mehrheit
Informationen im Internet. Das ergab eine comdirect-Studie schon 2019. Heute dürften es eher noch mehr sein. Darauf lässt die wachsende Zahl der sogenannten Finfluencer schließen.
Hinter dieser Wortschöpfung aus Finance und Influencer verbergen sich echte und selbst ernannte Experten
rund um das Thema Geldanlage. Diese geben ihr Wissen an ihre Follower über soziale Medien wie
YouTube, TikTok oder Instagram weiter. Deren Reichweite nimmt deutlich zu. Laut einer Studie gibt es im deutschsprachigen Raum über 350 Accounts mit mehr als zehn Millionen Followern. Finfluencer mit einer höheren Gefolgschaft (die zehn größten haben jeweils über 200.000 Follower) sind durchaus sachkundig und
vermitteln Inhalte sehr persönlich und unterhaltsam. Wobei es wie überall schwarze Schafe gibt. Daher diskutieren Finanzmarktexperten, ob und in welcher Form eine stärkere Regulierung erforderlich ist.
Denn das Hauptthema sind laut Auswertungen einer Studie mit einem Anteil von rund 25 Prozent Analysen
und Empfehlungen zu Einzelaktien. Weitere wesentliche Themen sind Finanzthemen allgemein, Finanzbildung, Informationen über Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Ein anderer Zweig ist das sogenannte Copy-Trading. Dabei arbeitet ein Finfluencer mit einem Broker oder einer Finanzplattform zusammen. Er stellt sein Musterportfolio online und gibt Empfehlungen in Form von Käufen und Verkäufen ab. Dabei fordert er seine Follower auf, diese Transaktionen nachzubilden, natürlich über ein Depot bei dem empfohlenen Anbieter! Hier erhält der Empfehler „Kopfprämien“ für Depoteröffnungen und Beteiligungen an den Handelsentgelten für die Transaktionen.
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Zahl jüngerer Anleger an den Finanzmärkten, die Informationen aus den sozialen Medien in ihre Anlageentscheidungen mit einbeziehen, ist die derzeit unregulierte Situation problematisch. In Frankreich gibt es bereits Vorgaben in Form einer Zertifizierung und kontinuierlichen
Weiterbildungen.
Die Aufsichtsbehörde in Deutschland sieht bisher lediglich die Notwendigkeit, auf die Einhaltung aufsichts-
rechtlicher Gesetze zu achten. Sie prüft zum Beispiel, ob eine Erlaubnispflicht für die Anlageberatung erforderlich ist. Verfolgt werden zudem unerlaubte Geschäfte und Versuche von Marktmanipulation.
Dabei gibt es weiteren Handlungsbedarf. Die Influencer müssten bei Empfehlungen zu konkreten Wertpapieren auch die Risiken aufzeigen. Zudem bieten Fake-Accounts Informationen und Kurse an, bei denen es am Ende nur um Produktverkäufe geht. Hier ist das Geschäftsmodell dieser Finfluencer dem der normalen Influencer sehr ähnlich. In Umfragen sieht aktuell jeder fünfte Jugendliche Influencer als Traumberuf. Er oder sie kann zum Beispiel beim Aufräumen Geld verdienen und dabei z.B. vor allem einen Staubsauger bewerben.