Es sind nur noch wenige Wochen bis zur UEFA EURO am 14. Juni. Nicht nur Fans hoffen darauf, dass sich das Sommermärchen der WM 2006 wiederholt. Auch der deutschen Wirtschaft täte ein erfolgreiches Abschneiden der deutschen Mannschaft gut.
Denn je größer die Euphorie, desto besser der Absatz. Laut Handelsverband Deutschland (HDE) rechnen die Einzelhändler mit zusätzlichen Umsätzen in Höhe von 3,8 Milliarden Euro. Besonders gefragt sind neben Lebensmitteln die Fanartikel. Fast jeder Dritte interessiert sich für Schals, Fahnen, Dekoartikel und natürlich Trikots.
Nach schwierigen Jahren hofft die Tourismus- und Reisebranche auf einen Rekord in diesem Jahr. Immerhin stehen 2,7 Millionen Tickets für in- und ausländische Fans zur Verfügung.
Welche börsennotierten Firmen dürften die größten EM-Gewinner sein?
Die Hoffnung könnte sich erfüllen. Nach eigenen Angaben verzeichnet der Plattformbetreiber Airbnb bei der Suche nach Unterkünften an den Austragungsorten einen Anstieg um über 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Übernachtungen sind in Berlin und München gebucht worden. Zu den Gewinnern dürften auch Tourismuskonzerne und Hotelketten wie Accor, Europas größte Hotelgruppe mit Marken wie Sofitel, Mercure, Novotel und ibis, gehören.
Auch wenn die Deutsche Bahn erstmals offizieller nationaler Sponsor ist, dürfte vor allem der DAX-Konzern Lufthansa von den vielen Reisen profitieren. Die Airline ist seit vielen Jahren DFB-Partner und offizielle Airline der Nationalmannschaft. Dagegen geht das Drama bei den Autokonzernen weiter. VW wurde ausgerechnet bei der Heim-EM vom weltgrößten Elektroautobauer, dem chinesischen BYD, als Hauptsponsor abgelöst.
Der Werbeflächenvermarkter Ströer ist bereits gut ins Jahr gestartet und hofft auf weitere Zuwächse durch das Turnier. Die positive Entwicklung des Werbemarktes konnte das Unternehmen im ersten Quartal sehr deutlich übertreffen.
Fußballliebe, Bier und Trikots verkaufen sich gut
Gleiches gilt für den Sportartikelhersteller Adidas. Mit „Fußballliebe“ stellt das Unternehmen den offiziellen Spielball des Turniers. Neben dem Ball gehören Trikots im Fanartikelgeschäft zu den gefragtesten Produkten. Das neue in Pink- und Lila-Tönen gehaltene EM-Trikot der deutschen Nationalmannschaft verkauft sich schon im Vorfeld so gut wie keines seiner Vorgängermodelle. Sollte Deutschland dieses Mal die Vorrunde überstehen, könnten bis zu zwei Millionen Stück verkauft werden. Im Vergleich zu den jährlich 2,7 Millionen verkauften Trikots aller 18 Bundesligavereine wäre das ein nennenswerter Zusatzumsatz.
So setzen sich die Kosten für ein Bundesliga-Trikot zusammen (Quelle: Rohlmann / PR Marketing)
Bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien verkaufte Adidas über drei Millionen Deutschland-Trikots. Insgesamt setzte der Sportartikel-Gigant im Jahr des deutschen WM-Triumphs Trikots, Fußballschuhe, Bälle und Fanartikel für eine Rekordsumme von etwa 2,1 Milliarden Euro um.
Zwar laufen bei der EM sieben Mannschaften in Trikots der Herzogenauracher auf. Doch ausgerechnet die Teams der Topfavoriten, Vizeweltmeister Frankreich und England, werden vom Konkurrenten Nike ausgestattet.
Fußball und Bier gehören für viele Fans zusammen. Doch hier zeichnet sich eine Revolution ab. In einem insgesamt schrumpfenden Biermarkt wird immer mehr alkoholfrei getrunken. Klar, dass auch die offiziellen UEFA-Sponsoren Heineken, Anheuser-Busch InBev und Carlsberg solche Biere im Angebot haben. Profitieren dürften aber auch die kleinen regionalen Brauereien. Vor allem, wenn das Wetter mitspielt und unsere Nationalmannschaft erfolgreich ist. Im WM-Jahr 2006 – als Deutschland ebenfalls Gastgeber war – wurden vor und während des Turniers rund fünf Prozent mehr Bier verkauft.
Und wer wird neuer Fußball-Europameister?
Wird es aber ein Sommermärchen 2.0 geben? Bei den Wettanbietern liegt England vor Frankreich und Deutschland. Etwas abgeschlagen folgen Spanien und Portugal. Online-Wettanbieter nehmen eine bedeutende Rolle bei großen Sportevents ein. Mit Betano hat die UEFA erstmals ein Unternehmen aus der Wettbranche in seine Sponsorenliste aufgenommen. Der exklusive Wettpartner ist eine Marke des griechischen Gametech-Unternehmens Kaizen Gaming und nicht börsennotiert. Doch auch andere Anbieter von Sportwetten wie DraftKings, Entain oder Flutter Entertainment, die allesamt an der Börse gehandelt werden, dürften gute Umsätze machen. Unabhängig davon, wer am Ende Europameister wird.