„Nichts wie raus hier. Das wird noch schlimmer“. Anleger lassen sich besonders in Stressmomenten an der Börse gerne zu diesem Gedanken hinreißen und verkaufen. „Ich kann ja wieder einsteigen, wenn die Aktien günstig sind“, ist oft die Entschuldigung für das Handeln. Diese Überlegungen sind nur allzu menschlich. Trotzdem verfehlen Sie ihr Ziel.

Als sich Anfang 2020 die Meldungen mehrten, dass sich das Corona-Virus von einer regionalen Epidemie zu einer globalen Pandemie ausbreiten könnte, fielen die Kurse ins Bodenlose. Treiber der Kursentwicklung war zweifelsohne die Angst vor dem Ungewissen.

Wer seiner Angst nachgegeben und verkauft hat, konnte sich zunächst anerkennend auf die Schulter klopfen. Die Kurse fielen tatsächlich weiter. Doch dann kam die Wende. Schneller und dynamischer als es viele erwartet hatten, setzte die Gegenbewegung an den Kapitalmärkten ein. Die Kurse erholten sich und nach nicht einmal einem Jahr waren die alten Höchststände überschritten. Obwohl die Nachrichtenlage alles andere als euphorisch war.

Hand aufs Herz: Die wenigsten, die beim Kursrutsch verkauften, sind rechtzeitig zurückgekehrt, um an der Gegenbewegung teilzuhaben. Es gibt eben niemanden, der uns im rechten Moment ins Ohr flüstert: „Das war der Tiefstand, jetzt solltest Du wieder kaufen“.

Zeit und Ruhe sind und bleiben die stärksten Verbündete des Anlegers. Temporäre Schwankungen gehören zum Börsengeschäft. Sie sind der Preis für einen realen Vermögenszuwachs. Oder, wie es André Kostolany einmal treffend auf den Punkt brachte: „Wer Aktien nicht hat, wenn sie fallen, hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“

Tatsächlich wird an der Börse vor allem nach heftigen Rücksetzern ein Großteil der Rendite an wenigen Tagen gemacht. Ist man hier nicht mit dabei, läuft man Gefahr, langfristig Rendite zu verpassen. Hätte man im DAX seit seinem Start 1987 nur die fünfzehn besten Börsentage verpasst, so käme man heute lediglich auf eine mickrige Rendite von 3,6 Prozent. Wer die besten Tage mitmachte, freut sich über eine Rendite von knapp 8 Prozent pro Jahr.

Das Problem: Niemand weiß, wann diese Spitzen-Börsentage sein werden. Sie kündigen sich nicht an und finden nicht selten dann statt, wenn in den Nachrichten noch über den Auslöser des Kursrutsches gesprochen wird.

Dieses Muster sehen wir auch in der momentanen Situation. Auf die Invasion Russlands in die Ukraine am 24. Februar folgte ein ruppiger Kursrutsch. Aber schon am 9. März 2022 kam es zur stärksten Kurserholung, die jemals beim DAX beobachtet wurde. Der Index verzeichnete über 1.000 Punkte Kursgewinn an einem einzigen Tag. Dabei gab es keinen Grund für eine Erholung. Der Krieg war nicht vorbei, niemand hat kapituliert, es gab keinen Friedensvertrag. Trotzdem waren die alten Niveaus bereits in Woche fünf nach der Invasion wieder erreicht.

Die Börse ist kein Abbild des Status quo. Sie blickt immer in die Zukunft. Zu versuchen, das Börsenverhalten zu prognostizieren, kann daher nur schief gehen. Ebenso wie das prozyklische Verhalten im Angesicht der Krise. Am Ende bringt die Angst die Anleger um ihre Rendite.

Wie kann man diese Anlegerfehler vermeiden? Entweder durch die regelmäßige Beschäftigung mit dem Thema. Anleger müssen ein Gefühl für die Märkte entwickeln, damit sie sich von ihnen nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen. Fehlen dafür Zeit und Muße, wenden Sie sich am Besten an einen unabhängigen Vermögensverwalter. Sprechen Sie mit diesem über Ihre Anlageziele und Ihre Schwankungstoleranz. So können Sie sicher sein, dass Sie künftige Stressphasen mit einer gewissen Gelassenheit durchschreiten. Denn an der Börse geht es gar nicht so sehr darum, immer alles vorherzusehen. Der echte Schlüssel zum langfristigen Erfolg ist es, die großen Fehler zu vermeiden.