Anleger, die das Platzen der sogenannten Dotcom-Blase im Jahr 2000 nicht mitgemacht haben, waren es gar nicht mehr gewohnt, dass die Kurse von Tech-Aktien fallen können. Jetzt ist es so weit und bei einigen bricht Panik aus. Andere dagegen sehen die Gelegenheit, nachzukaufen.

Trotz guter Quartalszahlen und sprudelnder Gewinne bei den Tech-Giganten brachen in den vergangenen Wochen die Aktien von einigen NASDAQ-Werten ein. Teilweise gab es nach der Bekanntgabe der Zahlen des vierten Quartals panikartige Verkäufe und überzogene Korrekturen von bis zu 25 Prozent an einem Tag. Einige Tech-Aktien notieren mittlerweile sogar über 70 Prozent unter ihren Höchstständen aus dem Jahr 2021.

Für die Kursrückgänge gibt es fundamentale Gründe:

  • Massive Liquiditätsströme führten in den vergangenen Jahren zu einer enormen Aufblähung der Aktienkurse dieser Unternehmen.
    Im Zuge der Corona-Pandemie pumpten unter anderem die USA massiv Liquidität in den Markt. Diese Liquiditätsströme haben dazu geführt, dass Einbrüche bei den Gewinnen der Unternehmen überdeckt wurden.

Dank der massiven Liquiditätsflut wurden die Bewertungen und Kurse der Tech-Unternehmen aufgebläht. Besonders bei den spekulativeren Titeln gab es seit einiger Zeit starke Anzeichen für eine Blasenbildung. Diese Bewertung normalisiert sich nun etwas. Die derzeitigen geopolitischen Unsicherheiten beschleunigen das Ganze.

  • Einige große Investoren schichteten ab dem 2. Quartal 2021 ihre Depots um. Es war eine Branchenrotation, weg von Tech-Aktien hin zu Value-Werten zu beobachten. Das führte dazu, dass Tech-Aktien korrigierten.

Tech-Aktien fallen, weil die Zinsen steigen.
Ein wesentlicher Grund für die Korrektur sind die Zinsen. Steigende Zinsen führen aufgrund der Abzinsung von Unternehmensgewinnen zu niedrigeren Bewertungen. Viele Firmen müssen jetzt für Kredite mehr Zinsen zahlen. Das trifft vor allem Technologiewerte, die erst beweisen müssen, dass sie mit ihrem Geschäftsmodell Geld verdienen werden. Sie benötigen teilweise noch sehr viel Geld für Investitionen. Mit steigenden Zinsen müssen sich diese Unternehmen deutlich teurer verschulden.

Gleichzeitig sind zukünftige Gewinne aufgrund der Diskontierung heute weniger wert. Je später diese Firmen beginnen, nachhaltig Geld zu verdienen, desto mehr werden sie jetzt abgestraft. Das spiegelt sich in den Aktienkursen wider.

Doch auch die großen Player am Markt, wie etwa die FAANG Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Alphabet (Google)), die bereits seit Jahren gutes Geld verdienen und die durch die Corona Pandemie sogar einen zusätzlichen Schub bekommen haben, wurden abgestraft. Hier spielt die Inflation eine Rolle. Tech-Unternehmen können ihre Preise meist nicht so stark anheben, wie es bei Unternehmen aus der Rohstoffbranche oder Konsumgüterindustrie der Fall ist. Zudem steigen die Löhne inflationsbedingt.

Anleger können die Korrekturen nutzen, um nach und nach insbesondere bei soliden Firmen Positionen aufzubauen. Allerdings sollte in den nächsten Wochen und Monaten mit weiteren Verwerfungen am Aktienmarkt gerechnet werden. Es ist daher denkbar, dass es im Verlaufe des Jahres 2022 noch bessere Einstiegschancen geben wird. Auf lange Sicht gesehen gehören Technologiewerte jedoch in jedes Depot.

Anleger müssen dabei immer ein besonderes Augenmerk auf die Qualität des Unternehmens legen. Zudem ist ein gesunder Mix aus verschiedenen Branchen, Ländern und Währungsräumen und Assetklassen wichtig. Die Depotzusammensetzung muss darüber hinaus zur eigenen Persönlichkeit passen.