Ein erfolgreicher Investor zu sein ist in der Theorie einfach, in der Praxis jedoch sehr schwierig. Was ist der Grund für diesen Widerspruch?

Nun, wir Menschen sind sehr anfällig für emotionale Reize, die uns leicht in die Irre führen können. Erfolgsgeschichten von anderen Investoren, die durch die Börse zu schnellem Reichtum gekommen sind, verleiten viele Anleger dazu, das Spiel der Profis mitspielen zu wollen. Und das obwohl die Erfolgsaussichten sehr gering ausfallen. Für den Großteil der Anleger führt dieser Weg zu katastrophalen Ergebnissen. Sie gehen zu viele Risiken ein, nehmen zu hohe Kosten in Kauf und geben sich den Emotionen des Augenblicks hin: sie sind pessimistisch, wenn die Aktienkurse sinken und überoptimistisch, wenn sie steigen. Dies sorgt für Frustration, da diese fehlgeleiteten Handlungen zu wesentlich schlechteren Ergebnissen führen, als „einfach“ diszipliniert und breit gestreut in die Aktienmärkte zu investieren. Bereits 1970 haben die zwei Psychologen Amos Tversky und Daniel Kahnemann in der sog. Prospect Theory dieses Phänomen erkannt und herausgefunden, dass sich Investoren nicht immer rational verhalten.

Angesichts der Fülle an Finanznachrichten, Informationen und Kommentaren ist es außerordentlich schwierig, sich emotional von der Marktmeinung zu distanzieren. Jede Woche wird über die neuesten „Geheimtipps“ geschrieben, wobei direkt an Ihre Gier, Eitelkeit oder Angst appelliert werden soll. Aus Sicht eines Verlags ist dies durchaus verständlich, schließlich gilt es, viel Aufmerksamkeit für den erfolgreichen Verkauf einer Lektüre oder möglichst hohe Klickzahlen zu generieren. Auch professionelle Anleger können sich dem nicht immer entziehen. Das führt meistens dazu, dass Anleger zu gierig werden, wenn die Märkte steigen und ängstlich, sobald diese fallen. Viele versuchen, diesem Impuls zu widerstehen. Zwar sagt der Verstand: „Halte den Kurs!“, aber das ist vor dem Hintergrund omnipräsenter Meinungen angesehener Experten nicht immer leicht. Es ist viel einfacher mit der Herde zu gehen, als die Gegenrichtung einzuschlagen. Auch fühlt sich das Scheitern leichter an, wenn man den vermeintlichen Expertenmeinungen gefolgt ist, als den Investitionskonsens abzulehnen und sich von der Masse abzuheben. Schon der Starökonom Maynard Keynes sagte: „Die Weltweisheit lehrt, dass es besser für den Ruf ist, konventionell zu versagen, als unkonventionell erfolgreich zu sein.“

Das theoretische Wissen um die richtige Strategie und die praktische Umsetzung sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Eine unserer Kernaufgaben als Vermögensverwalter besteht deshalb darin, unseren Mandanten bei der Vermeidung der psychologischen Fallstricke zu helfen, damit sie Ihrer langfristigen Strategie treu bleiben.